limapositiv arbeiten? Ja! Aber ohne Abstriche beim Wellness-Faktor.

Umweltschutz kann Spaß machen! Auch, nein erst recht, beim Friseur. Denn wer denkt, dass klimapositive Salons genussfeindliche Haarschneidebuden ohne jeden Wellnessfaktor sind, irrt! Jan Borchert ist – zusammen mit Friseur Carlos Weiss – Gründer von „Cut Climate Change“, ein speziell für Friseur*innen gegründeter Bereich der Deutschen Gesellschaft für klimaneutrales Handwerk (DGKH). Er ist leidenschaftlicher Förster und spricht mit uns über sinnvolle CO2-Reduktion durch Verzicht, der keinem weh, sondern nur allen gut tut.

Jan Borchert (re.) und Friseur Carlos Weiss (li.) - Gründer von „Cut Climate Change“

Jan, ihr begleitet Friseursalons auf dem Weg zu klimapositivem Arbeiten. Wie viele Friseure konntet ihr bereits für euer Projekt begeistern? Und wie ist die Resonanz zertifizierter Partner?

Wir konnten mittlerweile mehr als 100 Salons klimapositives Arbeiten ermöglichen. Es sind sogar noch einige mehr im Prozess mit uns. Die Resonanz ist durchweg begeisternd.

„Der Wald leidet sichtbar unter der Erderwärmung und das ist vielen aufgefallen.“

Es macht den Anschein, als hätte die Coronakrise das Thema Klimaschutz in der ganzen Gesellschaft enorm befeuert. Aus welchem Grund ist das so?

Warum das so ist, weiß ich nicht, aber ich kann mein Gefühl beschreiben: Wir haben zum ersten Mal bewusst wahrgenommen, wie vernetzt unsere Welt ist. Dass es keine Grenzen gibt und wir alle gemeinsam handeln. Außerdem sind wir in den letzten Jahren durch weniger Auslandsreisen mehr in die Natur gekommen - was mich als Förster natürlich sehr freut!

Der Wald leidet sichtbar unter der Erderwärmung und das ist vielen aufgefallen. Ich werde oft gefragt, wie es dem Wald in Zukunft gehen wird, weil die Menschen sehen, wie schlecht es ihm heute schon geht. Und viele wollen aktiv werden und sich engagieren – ein perfekter Zeitpunkt, um mit „Cut Climate Change“ gemeinsam etwas zu bewirken.

Was prädestiniert Friseure dazu, ausgerechnet ihr Business klimaneutral aufzustellen? Was haben sie und auch ihre Kund*innen davon?

Also neben der echten Hilfe für den Planeten und unseren wunderschönen Wald? Es gibt drei Punkte, bei denen wir einen Mehrwert für den wirtschaftlichen Bereich der Salons schaffen: 1. Kundenbindung und -gewinnung, 2. Employer Branding, 3. Salonpositionierung für die Zukunft. Die klimapositiven Salons bestätigen uns, dass sie Neukund*innen gewinnen, die sagen, dass sie gezielt nach einer Klimalösung gesucht haben. Mitarbeiter*innen sagen, sie haben „ein gutes Gefühl bei der Arbeit“ und sind stolz, im Familien- und Bekanntenkreis von ihrem klimapositiven Arbeitgeber zu sprechen. Die ‚Generation Z‘ verlangt zukünftig immer mehr Verantwortung von Unternehmer*innen, wofür wir endlich eine glaubwürdige und machbare Lösung anbieten.

Nachhaltigkeit im Salon - kostenlose Ratgeber-PDF

Mit unserem neuen Ratgeber-PDF „Nachhaltig arbeiten & massiv sparen“ liefern wir Euch die besten Tipps und Tricks, wie Ihr im Großen, aber auch im Kleinen jeden einzelnen Tag im Salon nachhaltig arbeiten – und dabei richtig Kohle sparen könnt.

Und dabei lasst Euch eines gesagt sein: Friseursalons haben eine Wahnsinns Menge an Einsparpotenzialen! Viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren. Euer Geldbeutel und die Umwelt werden es Euch danken!

Der Mensch ist ein seltsames Wesen. Umwelt- und Klimaschutz sind zwar Top 1 auf allen Themen- und Konferenzlisten - aber die großen Klimaziele werden so langfristig gesteckt, dass es beim Lesen fast schon wehtut. Gleichzeitig ist die Zahl der Flugreisen schon wieder auf Vor-Corona-Niveau. Warum tun sich so viele informierte Menschen schwer, ins Handeln zu kommen?

Dafür muss verstanden werden, wo CO2 entsteht. Das ist so bei jedem Prozess, der Energie benötigt. Moderne Menschen sind fast unendlich energiehungrig. Wir stehen morgens auf, machen als erstes das Licht an, putzen uns elektrisch die Zähne und checken mobil die News. Im Friseursalon sind Elektrizität, Heizung, Mobilität, Produkte und Digitales energieintensiv. Was können wir freiwillig vermeiden?

Oder anders gesagt: Es gibt auch Bereiche, in denen in einem Salon CO2 nicht vermieden werden kann. Mit kaltem Wasser Haare zu waschen oder aufs Föhnen zu verzichten, ist keine Option. An diesen Stellen wird es irgendwann Innovationen geben, die ohne CO2 auskommen. Bis es soweit ist, machen wir einen Ausgleich der CO2-Menge. Und das ist dann eine Lösung, die auch realitätsnah ist.

„Es gibt Bereiche, in denen CO2 nicht vermieden werden kann. Mit kaltem Wasser Haare zu waschen oder aufs Föhnen zu verzichten, ist keine Option.“

Zertifizierungen als „klimaneutral" oder gar „klimapositiv" sind immer wieder als eine Form des modernen „Ablasshandels" in der Kritik. Warum trifft das aus deiner Sicht nicht zu?

Du sprichst da über das Thema Greenwashing. Und das trifft auf Unternehmen zu, die einfach irgendetwas Grünes machen, aber nicht an sich arbeiten. Das ist bei klimapositiven Salons ja ganz anders. Die erste Frage, die von Saloninhaber*innen und deren Mitarbeiter*innen kommt, ist, wo die Möglichkeiten zum Einsparen liegen. Somit bewegen sich die Salons ganz aktiv nach vorne. Außerdem pflanzen wir den Friseurwald.

Und dort geben die Salons der Natur einfach mal etwas zurück, ohne etwas zu verlangen. Es wird der Wald der Zukunft gepflanzt, der nun klimastabil wachsen wird. Somit bedeutet „klimapositiver Salon“ zu sein, aktiv zu werden und Lösungen zu nutzen, um nicht mehr Teil dieses Problems zu sein. Das zeigt die Übernahme von Verantwortung durch Unternehmer*innen und das ist Zukunftsfähigkeit! Ganz anders als beim Greenwashing.

„Ein „klimapositiver Salon“ zu sein, bedeutet, aktiv zu werden und Lösungen zu nutzen, um nicht mehr Teil dieses Problems zu sein.“

riseurwälder:
Mit den sogenannten „Friseurwäldern" in Deutschland wollt ihr Natur- und Umweltschutz vor Ort erleb- und umsetzbar machen. Wo werden derzeit solche Aufforstungen geplant oder umgesetzt? Welche Ziele sind für 2022 gesetzt?

Ja, wir pflanzen den Friseurwald in Deutschland und Österreich und machen so den Klimaschutz auch greifbar. Endlich kann man auch ein Projekt besuchen, wenn man möchte. Allein in 2021 fanden durch verschiedene Initiativen von Friseursalons deutschlandweit mehrere Aufforstungsaktionen statt, bei denen mehr als 6.000 Bäume gepflanzt wurden. In den nächsten Jahren wird bei jeder Großstadt und auch im ländlichen Raum ein Friseurwald entstehen. Die klimapositiven Salons werden dort natürlich auch benannt. So erkennen Kund*innen, die den Friseurwald besuchen, sofort, welche Salons sich wirklich ernsthaft engagieren.

Was ist der bislang kurioseste Einsparungstipp eines Friseurs, auf den selbst du nicht gekommen wärst?

Eine Zeitschaltuhr an das beleuchtete Logo des Salons zu bauen und immer nur dann das Logo zu beleuchten, wenn es auch wirklich dunkel ist. Gilt natürlich nur für Salons, die so etwas haben. Ansonsten entsteht viel CO2 durch Strom, dort helfen LED-Lampen. Außerdem ist die Mobilität von Mitarbeiter*innen auch ein großer CO2-Faktor.

Frank Brormann, unser Markenbotschafter, hat zum Beispiel eine E-Bike Ladestation am Salon eingerichtet. Seitdem fahren deutlich mehr Mitarbeiter und Kunden mit dem Bike. Es gibt viele Möglichkeiten, CO2 einzusparen, wenn man weiß, wo es entsteht. Die Berechnung des CO2 machen wir über die mit dem TÜV erarbeitete Berechnungsmethode.

„In den nächsten Jahren wird bei jeder Großstadt und auch im ländlichen Raum ein Friseurwald entstehen.“

Ein kurzer, knackiger Satz: Warum müssen wir aus deiner Sicht JETZT tätig werden?

Unsere Mission lautet: Ein einfaches und sicheres Angebot für klimapositives Arbeiten von Friseursalons bieten.

Und damit die führende Marke für klimapositive Friseurerlebnisse der Kundinnen und Kunden sein. Diese Mission vergleichen wir mit der Mondlandung. Damals musste in unheimlich kurzer Zeit eine nahezu nicht zu schaffende Aufgabe bewältigt werden. Es gelang und wir werden es auch schaffen!

Umweltschonendes, nachhaltiges Arbeiten im Salon muss nicht zwingend eine große Sache sein, die mit viel Tamtam verbunden ist. Auch viele kleine Schritte führen uns nach und nach zum Ziel. Wir haben uns in der Branche auf die Suche nach tollen Ideen gemacht, die nach dem Prinzip funktionieren: wenig Aufwand, super Effekt!

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Kein Müll im Friseursalon! Öko-Spleen oder selbstbewusster, nachhaltiger Lebensstil? Juliette Beke ist seit 21 Jahren Friseurin und hat vor gut einem Jahr ihren Salon „Gesunde Haare – Zero Waste“ in Dresden eröffnet. Der Name ist Prinzip: kein Müll, nachhaltige Produkte sowie selbstgefertigte Haarsprays und Gels gehören zum einzigartigen Konzept der Unternehmerin.

FMFM wollte von Juliette wissen, wie viel Mut dazu gehört, als reiner Naturfriseur mit Zero Waste Konzept einen Salon zu eröffnen? Und wird ein Öko-Unternehmen überhaupt als Premium Salon angesehen?

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