Katrin Cannington: „Ich liebe Friseure. Sie sind die lustigsten, glücklichsten, buntesten und inspirierendsten Wesen auf der ganzen Welt.“

Nur wer selbst brennt, kann andere entflammen. Sassoon-Maniac und FMFM Artistin Katrin Cannington trägt die pure Leidenschaft und das Feuer für das wunderbare Friseurhandwerk in sich. Hier ist ihre bezaubernde Lovestory ans Friseursein. Großartig ehrlich, großartig authentisch.


Es ist wieder einer dieser schönen Tage: ich sitze daran, diese Lovestory über unseren wundervollen Beruf zu schreiben – und genau heute kam diese herzerwärmende Sprachnachricht von meiner Schulpraktikantin. Sie durfte mich letzte Woche in meinem Salon und auch bei einem meiner Seminare begleiten und teilte mir mit, wie sehr sie es vermisst, bei uns zu sein, Püppiköpfe zu frisieren, zu färben, zu schneiden und mir bei der Arbeit zuzusehen.

Das Wundervollste überhaupt: Sie weiß jetzt ganz genau, dass dieser Beruf der richtige für sie ist. Das berührt mich im Herzen. Denn auch ich wusste von Anfang an, dass Friseurin zu sein der richtige Beruf für mich ist. Der Friseurberuf – mag er auch oft von einigen Menschen nicht wertgeschätzt werden – ist ein Beruf, der einen so richtig glücklich machen kann! Meine Definition eines Traumjobs? Wichtig ist es, zu lieben, was man tut und mit voller Leidenschaft dabei zu sein. Und das bin ich. Jeden Tag wieder.

Heute bin ich überzeugt, dass ich deutlich glücklicher und zufriedener geworden bin, als es meine Lehrer selbst waren.

Dabei stieß mein Wunsch, das Friseurhandwerk zu lernen, in meinem Umfeld zunächst auf wenig Gegenliebe. Ich war damals auf dem Gymnasialzweig und sagte meinen Lehrern, dass ich die Schule nach der 10. Klasse verlassen und eine Friseurausbildung machen wollte. Sie sahen das kritisch und meinten, dass ich doch was „Besseres“ werden könnte, ich sei ja schließlich nicht dumm.

Wisst ihr was? Noch heute finde ich es von ihnen dumm und gefühllos, zu denken, dass der Friseurberuf nur was für dumme Menschen ist – und mir dies auch so zu sagen! Heute bin ich überzeugt, dass ich deutlich glücklicher und zufriedener geworden bin, als es meine Lehrer selbst waren.

Wenn man die Fashionwelt in all ihren Facetten liebt, dann ist Friseursein definitiv ein wunderbarer Anfang.

Ich machte also meine Ausbildung und lernte die schillernde weite Welt der Friseure kennen und lieben. Als Friseur ist man ja nicht gebunden, an einem Ort oder auch in einem Land zu bleiben. Das Spektrum an Arbeiten ist so vielschichtig. Und wenn man die Fashionwelt in all ihren Facetten liebt, dann ist Friseursein definitiv ein wunderbarer Anfang.

Ich werde nie meine Zeit in London vergessen: Ich war in meinen 20ern und mittendrin im Geschehen. Es war harte Arbeit und wirklich nicht leicht, finanziell über die Runden zu kommen. Aber all diese Momente – die Welt der Models kennenzulernen, zu sehen, wie Trends entstehen, selbst mitzuwirken (einmal durfte ich bei einem Shooting sogar selbst ein Model sein) – all das war atemberaubend schön.

Selbst auf meinem Friseurstuhl saßen Stars und Sternchen. Ich arbeitete damals im feinen Londoner Stadtteil Knightsbridge und es war ein Erlebnis zu sehen, welch ein Vermögen innerhalb weniger Stunden von gutaussehenden Frauen ausgegeben werden kann. Jetzt, wo ich das alles schreibe, erinnere ich mich sogar noch daran, dass mir damals eine Taube auf den Kopf kackte, kurz bevor ich meine Bewerbung in dem besagten Salon abgab….

Die Friseure auf der anderen Seite der Weltkugel waren so wahnsinnig kreativ.

Nach ein paar Jahren Glanz, Glamour und viel Party mit meinen zwei Flatmates James und Martin (mein jetziger Ehemann) ging es für mich von London aus für weitere Jahre nach Neuseeland. Ich wollte dort eine Famile & Co. gründen, da es Martins Heimat ist. Die Friseure auf der anderen Seite der Weltkugel waren so wahnsinnig kreativ. Natürlich fand ich auch hier schnell einen Job (Friseursein kann man halt überall!) und ich lernte weiter so viel über mein Handwerk. Nebenbei bereisten wir aber auch das komplette Land: Nord- bis Südinsel, Strände und die Berge. Kurz: Wir genossen auch die Natur Neuseelands.

Kinder blieben für uns aus, also beschloss ich vor 15 Jahren, dass ich mein eigenes kleines Baby kreiere: einen eigenen Salon in meiner deutschen Heimat. Meinen Salon, in dem ich all meine Träume und Ideen hineinstecken wollte und dies auch getan habe. Hier in Deutschland, wo ich den Beruf erlernte und schöne Erinnerungen an meine Ausbildungszeit hatte, wo ich all meinen Freunden die Haare bunt färbte und auch mal ungewollt kreative Haarschnitte verpasste. Sie hatten mich vermisst und es war schön, wieder bei ihnen zu sein.

Was mich schon immer an meinem Beruf fasziniert hat, war der pure Haarschnitt.

Bevor es mich in die weite Welt verschlug, waren natürlich der Meisterbrief und ein Betriebswirt in der Tasche, aber Zahlen und Co. haben mich schon immer gelangweilt, um ehrlich zu sein. Ich kann mit ihnen umgehen, klar. Aber was mich schon immer an meinem Beruf fasziniert hat, war der pure Haarschnitt. Da ich selbst vom Typ her sehr gradlinig und designverliebt bin, hatte ich mich schon früh in die Haarschnitte von Vidal Sassoon verguckt.

Ich lernte diese Technik und es lässt mich nicht ruhen, sie mehr und mehr zu verfeinern. Fast jedes Jahr, seit ich wieder in Deutschland bin, reise ich nach London zurück und suche die besten Mentoren für mich aus. Ich bin unersättlich darin, den puren perfekten Präszisionshaarschnitt zu lernen und zu beherrschen. Ich schneide immer noch oft an Wochenenden, einfach nur so.

Wenn es mich packt – auch um 7.00 Uhr morgens -, probiere ich ungewöhnliche Formen an meinen geliebten Püppis aus, um zu sehen, was funktioniert oder was auch nicht. Ich beobachte und stelle mir Fragen, genieße letztendlich bei lauter Musik den Haarschnitt. Das ist meine Zeit. Inzwischen habe ich sogar ein eigenes Seminarprogramm geschrieben, um mein Erlerntes und meine Erfahrung an schnittinteressierte Friseure weitergeben zu können.

Es ist unschwer zu erkennen: meine große Leidenschaft ist mein Beruf!

Wie ich es liebe, Seminare zu geben! Oder muss ich sagen: Wie ich es liebe, mit Friseuren zusammen zu sein? :). Es sind so tolle Menschen. Wir haben unglaublich viel Spaß an diesen zwei Tagen und viele meiner Seminarteilnehmer sind zu guten Freunden geworden. Mein gesamten sozialen Medien bestehen fast zu 90% aus Friseuren und sehr viele von ihnen kenne ich mittlerweile persönlich (kleine Anmerkung: bitte verzeiht mir, wenn ich manchmal komische Sachen poste, von seltsamen Gedankengängen und so…).

Also, es ist unschwer zu erkennen: meine große Leidenschaft ist mein Beruf! Das bin einfach ich. Und ich denke, dass genau das auch meine Salongäste und Friseurfreunde an mir mögen. Ich bin für sie die Katrin. Ich fühle mit ihnen und sie fühlen mit mir. Das schönste Kompliment gab mir eine Friseurkollegin, die mittlerweile eine beste Freundin ist: „Katrin, du lässt Menschen an dich ran … und sie lieben deine natürliche Art, einfach so wie du bist: menschlich, herzlich und leidenschaftlich“.

Wenn du deine Berufung gefunden hast, dann macht dir jeder Tag in diesem Universum Spaß!

Die finale Frage: Was macht mich wirklich glücklich und was bewegt mich, jeden Morgen aus dem Bett zu steigen? Antwort: Meine Haarschneideschere! (Und mein Mann natürlich, der sagt: Katrin, Badezimmer ist frei ;o).

Ich liebe es, die Schere in der Hand zu halten und eine Gänsehaut zu bekommen, wenn ich den Haarschnitt geschnitten habe, der optimal zur Trägerin passt. Ich bin mehr als nur happy, wenn die Kundin ebenso glücklich darüber ist. Und es ist tatsächlich einer der schönsten Momente, wenn meine Seminarteilnehmer sich so freuen, weil sie den perfekten „Bob“ an Püppi geschnitten haben.

Für mich ist es eigentlich ganz einfach: Wenn du deine Berufung gefunden hast, dann macht dir jeder Tag in diesem Universum Spaß! Ich habe jeden Tag die Freude, viele tolle Menschen kennenzulernen und ich muss immer wieder sagen, ich liebe die Friseure. Sie sind eine ganz besondere, wundervolle Art Menschen, sie sind die lustigsten, glücklichsten, buntesten und inspirierendsten Wesen auf der ganzen Welt, denn sie dürfen so sein, wie sie sind.

Amen? Amen.


Ich werde Friseur der englischen Königin!

Was ist der Herzschlag eines Friseurlebens? Die Leidenschaft für diesen Beruf! In unserer neuen FMFM Serie „Lovestories“ erzählen Friseur*innen IHRE Geschichten in Briefen an ihr junges Friseur-ICH. Spannend, berührend und einzigartig schildern sie ihre Lebenslinien und ihre beruflichen Wege zwischen Bauchgefühl, Kopfentscheidung und jeder Menge Haar.

Bei der Premiere am Start: der wundervolle Ralph-Joachim Hoffmann.

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